Karelien

Karelien
Ka|re|li|en; -s:
nordosteuropäische Landschaft.

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I
Kareli|en,
 
finnisch Kạrjala, historisches Gebiet in Nordeuropa, zwischen Weißem Meer und Finnischem Meerbusen. Den größten Teil nimmt heute die zur Russischen Föderation gehörende Republik Karelien ein, der andere Teil (Nordkarelien, etwa 23 500 km2 groß) befindet sich auf dem Territorium Finnlands (Provinz Pohjois-Karjala).
 
 
Seit dem 12. Jahrhundert unter der Herrschaft Nowgorods (1227 Zwangstaufe unter Fürst Jaroslaw), wurde Karelien im schwedisch-russischen Friedensvertrag von Schlüsselburg (1323) in ein schwedisches und ein russisches Hoheitsgebiet geteilt. Im Frieden von Stolbowo (1617) sicherte sich Schweden den größten Teil von Russisch-Karelien. Nach dem Großen Nordischen Krieg (1700-21) beziehungsweise im Frieden von Åbo 1743 wurden die westlichen Teile um Wyborg und Kexholm russisch. Als 1809 Schweden auf ganz Finnland zugunsten Russlands verzichten musste, gliederte Alexander I. 1811 diese Gebiete wieder an das Großfürstentum Finnland an. Bestrebungen in Russisch-Karelien, die auf eine Vereinigung mit Finnland gerichtet waren (Nationalversammlung in Uhta, 1918), scheiterten. Aus diesem Teil Kareliens schuf die sowjetische Regierung 1920 innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) die Karel. Arbeitskommune, 1923 die Karelo-Finnische ASSR, aus der in den 30er-Jahren zahlreiche Karelier und Finnen nach Sibirien und Kasachstan deportiert wurden; während des Zweiten Weltkrieges flüchteten etwa 400 000 Menschen (Emigration v. a. nach Finnland). 1940 (nach Vereinigung mit dem von Finnland im Ergebnis des Winterkrieges abgetretenen Westkarelien, Verbleib 1947 bestätigt) wurde die ASSR in die Karelo-Finnische SSR umgewandelt (zeitweilige Aufwertung zur 16. Unionsrepublik, Hauptstadt Petrosawodsk). Diese wurde jedoch 1956 als Karel. ASSR wieder Teil der RSFSR. Im August 1990 erklärte die Karel. ASSR als erste ASSR Russlands ihre Souveränität und nahm im November 1991 den Namen »Republik Karelien« an.
 
 
M. Jääskeläinen: Die ostkarel. Frage (Helsinki 1965);
 
Karjala, hg. v. Y.-P. Mäkinen u. a., 5 Bde. (Hämeenlinna 1981-83);
 S. I. Kočkurina: Korela i Rus' (Leningrad 1986).
 
II
Kareli|en,
 
amtlich Republik Karelien, Eigenbezeichnung Karjala, Teilrepublik der Russischen Föderation, zwischen der finnischen Grenze und dem Weißen Meer, 172 400 km2, (2000) 766 400 Einwohner; Hauptstadt ist Petrosawodsk. - Karelien liegt in einer vom pleistozänen Inlandeis überformten, meist unter 200 m über dem Meeresspiegel liegenden kuppigen Ebene, die stellenweise von Hügeln und Höhenzügen (bis 578 m über dem Meeresspiegel) unterbrochen wird. Geologisch gehört Karelien zum Ostteil des präkambrischen Baltischen Schildes. Die Oberfläche wird von etwa 70 000 Seen bedeckt, die 18 % der Landesfläche einnehmen, darunter im Süden der Onega- (überwiegend zu Karelien) und Ladogasee (teilweise zu Karelien). Das Klima ist kühl und feucht. Etwa die Hälfte der Gesamtfläche ist bewaldet (auf 60 % der Waldfläche Kiefern, 28 % Fichten, 11 % Birken), rund 18 % sind versumpft.
 
Nach der Volkszählung von 1989 waren von den Bewohnern 71,3 % Russen, 10,8 % Karelier, 8,1 % Weißrussen, 3,3 % Ukrainer und 2,8 % Finnen.
 
Wirtschaft und Bevölkerung sind im Süden der Republik konzentriert. Der Reichtum an Bodenschätzen, Holz und Wasserkraft sowie ein relativ gut entwickeltes Verkehrsnetz begünstigten die Entwicklung der Industrie. Neben der Schürfung von Eisenerzen (besonders in Kostomukscha) und der Gewinnung anderer Metalle (Zinn, Chrom, Vanadium, Titan, Molybdän, Gold, Platin) auch Abbau von Glimmer und Bausteinen (Granit, Diabas, Marmor). Der Holzreichtum Kareliens (etwa 871 Mio. m3) ist Grundlage einer umfangreichen Holz verarbeitenden Industrie, darauf aufbauend eine vielseitige Papierindustrie sowie Maschinen- und Traktorenbau für die Holzindustrie und Forstwirtschaft. Außerdem sind Fischverarbeitung (Fischfang v. a. im Weißen Meer und im Nordatlantik), Schiffbau und elektrotechnisch-elektronische Industrie bedeutsam. Hauptindustriezentren sind Petrosawodsk und Kondopoga; in Nadwoizy Aluminiumwerk. An den stromschnellenreichen Flüssen gibt es zahlreiche Wasserkraftwerke, die mit zwei Dritteln zur Elektroenergieversorgung Kareliens beitragen. In der Landwirtschaft (nur auf etwa 1% der Landesfläche) steht die Viehhaltung (Rinder, Schweine, Rentiere) und Pelztierzucht im Vordergrund; Binnenfischerei. Bis 1990 wurden 90 000 ha versumpfter Boden entwässert. Wichtigste Verkehrswege sind die Murmanbahn und der Weißmeer-Ostsee-Kanal. - Zur Geschichte Karelien, historisches Gebiet.
 

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Ka|re|li|en; -s: nordosteuropäische Landschaft.

Universal-Lexikon. 2012.

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